Es gibt keine einfache Formel oder Methode, um zu bestimmen, ob eine bestimmte Nutzung eines urheberrechtlich geschützten Werks der lauteren Nutzung entspricht oder nicht.
Das Urheberrechtsgesetz sieht vier Faktoren vor, die von Fall zu Fall Anwendung finden.
Die Faktoren der lauteren Nutzung werden in der Regel so ausgelegt:
Der Zweck und Charakter der Nutzung unter Einschluss der Frage, ob eine solche Nutzung kommerzieller Natur ist oder Bildungszwecken ohne Gewinnabsicht dient. (zum Vergrößern anklicken)
Wie nutzt du das urheberrechtlich geschützte Werk?
Wenn deine Nutzung als „transformativ“ betrachtet werden kann, wird dieser Faktor zu deinen Gunsten gewertet.
Anders ausgedrückt: Verändert dein Video das ursprüngliche Werk so, dass es eine neue Bedeutung erhält oder es in ein neues Licht rückt? Verwendungen, die dazu dienen, das Original direkt zu bewerten oder zu kommentieren, sind wohl als transformativ zu bewerten, weil sie das Werk in ein anderes Licht stellen. Oder benutzt du das urheberrechtlich geschützte Werk, weil du in einer bestimmten Szene etwas zeigen wolltest und es hat dort gerade gepasst? Das spricht eher nicht für eine lautere Nutzung.
Deine Nutzung muss nicht zwangsläufig „transformativ“ sein, damit eine lautere Nutzung vorliegen muss (aber es würde deiner Sache helfen). Jede Nutzung, die das öffentliche Interesse steigert, könnte diesen Faktor zu deinen Gunsten beeinflussen. Parodien, Kritik, Berichterstattungen, Forschung und Kommentare fallen alle gleichermaßen in Kategorien, wo die Gerichtsbarkeit traditionell eine lautere Nutzung anerkannt haben.
Bei diesem Faktor wird auch in Betracht gezogen, ob deine Nutzung kommerzieller Natur ist. Videos, die auf Gewinn ausgelegt sind oder ein Produkt oder eine Marke bewerben, lassen sich mit diesem Faktor schwieriger rechtfertigen. Während Videos, die nur für den persönlichen oder pädagogischen Gebrauch bestimmt sind, etwas stärker auf fairen Gebrauch ausgerichtet sind, heisst das aber nicht, dass sie automatisch als fair eingestuft werden.
Die Art des urheberrechtlich geschützten Werks. (zum Vergrößern anklicken)
Welche Art urheberrechtlich geschützten Materials verwendest du?
Diese Faktor konzentriert sich auf den wiederverwendeten Inhalt. Gegen die lautere Nutzung spricht, wenn das ursprüngliche Werk sehr kreativ ist (wie ein Song, ein Film oder eine Fernsehsendung). Für die lautere Nutzung spricht, wenn das ursprüngliche Werk eher nicht kreativ ist (wie ein Telefonbuch, wissenschaftliche Daten oder Zitate aus historischen Quellen.)
Die Länge und Wesentlichkeit des verwendeten Teils im Verhältnis zum urheberrechtlich geschützten Werk als Ganzes. (zum Vergrößern anklicken)
Wie viel des urheberrechtlich geschützten Werks verwendest du? Ist der Teil, den du verwendest, das „Herzstück“ des ursprünglichen Werks?
Allgemein gesagt spricht die Verwendung großer Teile eines urheberrechtlich geschützten Werks gegen die lautere Nutzung. Umgekehrt spricht die weniger umfangreiche Verwendung eher für lautere Nutzung. Was als umfangreich betrachtet wird, ist von der Gesamtgröße des fraglichen urheberrechtlich geschützten Werks abhängig. Es gibt keine klaren Prozentzahlen oder Berechnungen, anhand derer entschieden wird, wie viel zu viel ist oder wo die lautere Nutzung endet und ein Verstoß gegen das Urheberrecht beginnt. Darüber hinaus kann schon die Verwendung eines kleinen Teils gegen die lautere Nutzung sprechen, wenn es sich bei diesem kleinen Teil um das „Herzstück“ eines Werks wie einen berühmten Riff in einem Song oder den Showdown eines Films handelt.
Der Effekt der Nutzung auf den potenziellen Markt oder Wert des urheberrechtlich geschützten Werks. (zum Vergrößern anklicken)
Kann deine Nutzung des urheberrechtlich geschützten Werks das Original potenziell ersetzen?
Eine Nutzung, die auf den Markt für das Original einen negativen Einfluss haben kann, spricht sehr gegen eine lautere Nutzung. Hat die Nutzung nur einen kleinen oder gar keinen Effekt, spricht dies in der Regel für eine lautere Nutzung.
Könnte man also dein Video anstelle des ursprünglichen Werks ansehen, spricht dieser Faktor eher nicht für dich. Der Sinn der lauteren Nutzung liegt darin, die Schaffung von mehr und besseren Kunstwerken anzuregen, nicht darin, dir zu ermöglichen, Profit aus dem Werk anderer zu schlagen.
Diese vier Faktoren sind mehr als eine Checkliste. Es gibt keine Formel, anhand derer die Faktoren der lauteren Nutzung aufgerechnet werden. Sie müssen individuell analysiert und als Ganzes betrachtet werden, können aber abhängig von den Fakten deines Falles unterschiedlich gewichtet werden.
Gerichte stützen sich auf diese Faktoren, um zu entscheiden, ob die angestrebte Nutzung berechtigt ist, aber vergiss nicht, dass sie das erst dann machen können, wenn du wegen einer Urheberrechtsverletzung verklagt worden bist. Die Beweislast bei einer Ausnahme aufgrund von lauterer Nutzung obliegt immer der Person, die sie geltend machen will; der Copyright-Inhaber muss nicht beweisen, dass das Argument auf lautere Nutzung nicht stichhaltig ist.
Unterschiedliche Gerichte legen die Faktoren auch unterschiedlich aus. Auf lautere Nutzung zu plädieren geht immer mit einem gewissen rechtlichen Risiko einher. Die oben aufgeführten Faktoren sollen dir dabei helfen zu entscheiden, ob das Risiko dir annehmbar erscheint.